Chuzpe, oder was springt da eigentlich raus?

Warum ist es so verlockend, immer wieder zu fragen: "Und was springt da für uns eigentlich raus?" Ist es wirklich das, was uns antreibt – dieses ständige Abwägen zwischen Mut und Nutzen? Wenn wir über Chuzpe sprechen, dann reden wir nicht einfach nur über Mut. Es ist mehr. Es ist dieser kühne Schritt, der keine Angst davor hat, die Grenzen des Akzeptablen ein wenig zu dehnen – vielleicht sogar ein bisschen zu überschreiten. Aber warum tun wir das? Und vor allem: Für wen? Für uns selbst? Für die Gemeinschaft? 

Chuzpe, das ist wie ein Sprung ins kalte Wasser – ohne sicher zu sein, dass wir danach auch wieder auftauchen. Es ist dieser gewisse "Warum nicht?"-Moment, der uns antreibt, wenn wir unsere Komfortzone verlassen. Aber wir alle kennen die Kehrseite: "Und was springt dabei für uns raus?" Diese Frage hat einen Beigeschmack von Egoismus, oder? Als wäre alles, was wir tun, nur dann wertvoll, wenn wir am Ende auch etwas davon haben. Es klingt eigennützig, fast wie ein Handelsdeal. Doch mal ehrlich: Wer von uns hat sich diese Frage nicht schon mal gestellt? 

In unserer Gesellschaft schwingt immer dieser Widerspruch mit. Auf der einen Seite bewundern wir diejenigen, die mutig sind, die ihre eigenen Grenzen sprengen und sich selbst übertreffen. Auf der anderen Seite schütteln wir die Köpfe, wenn jemand offensichtlich nur seinen eigenen Vorteil sucht. Aber sind das nicht oft genau dieselben Menschen? Diese Balance zwischen Mut und Eigeninteresse ist knifflig. Wir wollen die Helden sein, die nach den Sternen greifen – aber bitte ohne den Ellbogen zu sehr auszufahren. Doch wie oft bleibt da der Gemeinschaftssinn auf der Strecke? 

Lasst uns mal über den Arbeitsalltag sprechen: Die Beförderung steht an, und wir wollen sie. Klar, wir rücken unsere Erfolge ins Rampenlicht, reden über das, was wir erreicht haben. Ein bisschen übertreiben wir vielleicht sogar. Warum auch nicht? Chuzpe eben. Aber die Gefahr ist klar: Wenn wir uns nur um uns selbst drehen, vergessen wir vielleicht, dass wir Teil eines Teams sind. Dass da noch andere sind, die auch hart arbeiten. Und schwupps – schon sind wir mitten in diesem Konflikt zwischen Eigeninteresse und Gemeinschaft. 

Wir alle haben das schon erlebt. Auf der einen Seite stehen die, die Chuzpe bewundern. Die, die sagen: "Ohne ein bisschen Dreistigkeit kommt man nicht weiter." Auf der anderen Seite die, die lieber Harmonie wollen, für die Zusammenarbeit und Zusammenhalt an erster Stelle stehen. Für sie wirkt Chuzpe oft wie eine Dampfwalze, die alles überrollt, was nicht schnell genug zur Seite geht. Und hier zeigt sich der Kern des Problems: Wir bewerten das Verhalten anderer immer aus unserer eigenen Perspektive. Vielleicht beneiden wir sie sogar um ihren Mut. Oder vielleicht ärgert uns ihre Dreistigkeit, weil sie das tut, was wir uns nie trauen würden. 

Wie schaffen wir es also, die Balance zu finden? Wir müssen uns fragen: Wann ist unser Mut gut für uns, aber auch für die anderen? Wann wird Chuzpe zu Rücksichtslosigkeit? Es geht darum, für sich selbst einzustehen, aber nicht auf Kosten anderer. Chuzpe heißt nicht, über Leichen zu gehen. Es heißt, die Chancen zu ergreifen, die sich bieten – und dabei den Blick für die Menschen um uns herum nicht zu verlieren. 

Wissenschaftlich gesehen bestätigt sich das auch. Studien zeigen, dass Menschen, die sich mutig für ihre eigenen Interessen einsetzen, erfolgreicher sind. Aber – und das ist der Knackpunkt – langfristig glücklicher sind diejenigen, die soziale Bindungen aufbauen und pflegen. Wir brauchen beide Seiten: den Mut, den Schritt zu wagen, und das Herz, sich um andere zu kümmern. Wir können also mit Chuzpe unseren Weg gehen, solange wir dabei nicht vergessen, dass wir nicht allein auf dieser Welt sind. 

Am Ende bleibt es eine Frage des Gleichgewichts. Chuzpe kann uns stark machen, uns voranbringen und uns helfen, unsere Träume zu verwirklichen. Aber wir sollten immer im Hinterkopf behalten, dass unser Mut auch Auswirkungen auf andere hat. Wenn wir das schaffen, finden wir nicht nur unseren eigenen Erfolg, sondern auch ein Stück Zufriedenheit. Also: Lasst uns mutig sein, lasst uns die Dinge wagen – aber dabei nie vergessen, dass es auch um das Wir geht. Denn nur so wird das, was für uns "herausspringt", wirklich das Beste sein. 

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Das Zitat: "In der Umarmung zeigt sich der Schmerz"